Was Pflegeteams stark macht! - Ein Projekt für bessere Arbeitsbedingungen in der Pflege

Zweieinhalb Jahre, vom 1. Januar 2017 bis 30. Juni 2019, lief das Projekt "Was Pflegeteams stark macht" in den fünf Pflegeheimen der Diakonie-Pflege Simeon. Durch das Programm rückenwind+ EU-gefördert, wurde gemeinsam mit Mitarbeiter*innen aller Häuser und Professionen an einer nachhaltigen Personalstrategie gearbeitet. In zahlreichen Workshops, Interviews, gemeinsamen Veranstaltungen und Ausflügen wurden zusammen fünf große Themen weiterentwickelt.

#mitarbeitendeerzählen

Hier sind einige der Stimmen unserer Kollegen über die Arbeit bei der Diakonie Simeon

"Komm gut an!" - Haus Elisabeth im Diakoniewerk Simeon
Ausbildung beim Diakoniewerk Simeon - Was Pflegeteams stark macht! - Erich-Raddatz-Haus
Spiritualität im Diakoniewerk Simeon

Berufswege in der Pflege

Von A wie Ausbildung bis Z wie Zusatzqualifikation

Im Rahmen des Projektes war besonders wichtig, dass Veränderungen von den Mitarbeiter*innen mitgestaltet werden. Welche Punkte sind ihnen wichtig, um gut arbeiten zu können? Was brauchen junge Menschen, um Lust zu haben, Pflegekraft oder Pflegefachkraft zu werden? Welche Perspektiven und Angebote benötigen Ältere, um die Lust nicht zu verlieren?

Dafür haben wir nachgefragt! Welchen Weg habt ihr in die Pflege gefunden? Wie ist der Pflegealltag mit dem Privatleben zu vereinbaren, wohin soll es noch gehen und was habt ihr bei der Diakonie gefunden, das ihr weiterempfehlen könnt?

 

Quereinstieg

Eine Pflegefachkraft berichtet über ihre Ausbildung

Doreen Sänger war stellvertretende Abteilungsleiterin in einem Supermarkt. Sie wurde Mutter und entschied sich danach, nicht mehr im Einzelhandel zu arbeiten. Mit 42 Jahren macht sie nun eine Ausbildung zur Pflegefachkraft im Haus Simeon.

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Doreen Sänger

Karriere in der Pflege

Von der Pflegekraft zur Einrichtungsleitung

Wenn Margarita Nurja auf die letzten 40 Jahre zurückblickt, sagt sie: „Eigentlich wollte ich nichts anderes, als Altenpflegerin sein. Doch es ergaben sich ständig neue Chancen, weil die Diakonie mich im Blick hatte und mir vieles ermöglichte. Und mein Studium machte die ganze Entwicklung rund."

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Leitung Team

Familie & Beruf

Familienfreundlichkeit in der Pflege ist Teamwork

„Wie schaffst du das eigentlich alles?“, wird Andrea Marynowski häufig gefragt. Denn ihre Tätigkeit in der Pflege, vier Kinder, Ehemann und Haushalt sind ganz schön herausfordernd. Dank der Unterstützung ihres Arbeitgebers und einer guten Planung bekommt sie das alles unter einen Hut.

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#waspflegeteamsstarkmacht

Vielfalt in der Pflege

Empathie ist keine Frage der Sprachkenntnisse

Wer im Hotel gearbeitet hat, bringt Höflichkeit, die richtige Mischung aus Zurückhaltung und Präsenz sowie ein Lächeln mit. Das gilt auch für Nopadol Thomas, der seit über drei Jahren als Pflegekraft im Hermann-Radtke-Haus arbeitet und das Haus mit seinem strahlenden Wesen bereichert

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#waspflegeteamsstarkmacht

Weiterbildung in der Pflege

Gut qualifiziert und nah am Menschen

Ein freiwilliges Soziales Jahr brachte bei Marco Kohlmann den Stein für seine berufliche Laufbahn ins Rollen. „Ich war damals in einer Findungsphase und wusste nicht so recht, wo es für mich hingehen sollte. Meine Mutter ist gelernte Krankenschwester und bestärkte mich darin, mal in die Pflege reinzuschnuppern."

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#waspflegeteamsstarkmacht

Quereinstieg in der Pflege

Man ist nie zu alt, um etwas Neues zu lernen

Doreen Sänger war stellvertretende Abteilungsleiterin in einem Supermarkt. Sie wurde Mutter und entschied sich danach, nicht mehr im Einzelhandel zu arbeiten. Mit 42 Jahren macht sie nun eine Ausbildung zur Pflegefachkraft im Haus Simeon.

Nach der Elternzeit entschied sich Doreen Sänger gegen ihren alten Job im Einzelhandel und für viel Zeit mit ihrem Sohn. Als ihr Kind drei Jahre alt war, stieg sie zunächst als Minijobberin in verschiedenen Branchen wieder ein. Zehn Jahre später fing die gelernte Fleisch- und Wurstfachverkäuferin mit Leitungserfahrung als Servicekraft im Haus Simeon an. Zunächst begann sie mit 20 Arbeitsstunden pro Woche. Da hatte Michaela Zocher, Pflegedienstleiterin im Haus Simeon, sie schon lange im Blick und bot ihr die Leitung des Servicebereiches an. „Ich habe bemerkt, dass Frau Sänger gerne Verantwortung übernimmt und das Zepter in die Hand nimmt. Das tat dem ganzen Bereich sehr gut“, berichtet sie. Die Pflegedienstleiterin schätzt ihre Lebenserfahrung, ihre umsichtige, liebevolle Art und ihre strukturierte Arbeitsweise. So bot Frau Zocher ihr vor einem Jahr eine Ausbildung als Pflegefachkraft an. „Zunächst zögerte Frau Sänger und meinte, sie wäre für eine Ausbildung doch viel zu alt“, berichtet sie. „Ich kenne Menschen, die erst mit fünfzig Jahren eine Ausbildung machen. Ich sagte ihr, dass man nie zu alt sei und ich ihr das absolut zutrauen würde.“

Gesagt, getan: Doreen Sänger startete mit der Ausbildung. „Das Gute daran war, dass ich die Option hatte, wieder in den Service zurückzugehen, falls ich die Ausbildung nicht schaffen würde“, berichtet sie. „Ich verspürte keinen Druck, und so konnte ich unbeschwert starten.“

„Mit 42 Jahren kann ich besser lernen als früher“

Einmal wöchentlich geht sie zur Schule, und eine Woche pro Monat hat sie Blockunterricht. Die Vollzeit-Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre. Doch wie ist es, mit 42 Jahren nochmal die Schulbank zu drücken? „Davor hatte ich schon Respekt. Nach kurzer Zeit merkte ich, dass ich noch lernen kann. Und nicht nur das: Ich finde, das gelingt mir heute besser als früher“, berichtet Frau Sänger. Von den Dozenten erhält sie die Unterstützung, die sie benötigt. Die Zahl der Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger, die im fortgeschrittenen Alter eine Ausbildung in der Pflege beginnen, ist hoch. „Ich bin nicht die Älteste in der Klasse“, sagt sie lachend.

Arbeitgeber unterstützt und fördert

Doreen Sängers Augen leuchten, wenn sie über die Arbeit in der Pflege berichtet: „Das ist so ein schöner Beruf! Man bekommt unglaublich viel zurück, besonders von den an Demenz erkrankten Bewohnern“, sagt sie. Ihre strukturierte Arbeitsweise, die sie im Einzelhandel erlernte, hilft ihr bei ihrer Tätigkeit in der Pflege ungemein. Und mit ihrer Lebenserfahrung gelingt es ihr, herausfordernde Situationen zu meistern. Von ihrem Arbeitgeber ist sie absolut überzeugt: „Ich werde unterstützt, die Leitungskräfte sind für mich immer ansprechbar und man achtet aufeinander. Außerdem werde ich hier sehr gefördert. Beispielsweise durfte ich als Servicekraft an der Gerontopsychiatrischen Basisqualifikation teilnehmen“, erzählt sie. Menschen, die mit dem Gedanken spielen, in den Beruf einzusteigen, rät sie: „Einfach machen! Man ist nie zu alt, um etwas Neues zu lernen.“

Karriere in die Pflege

Von der Pflegekraft zur Einrichtungsleitung

Fragt man Margarita Nurja (59) nach ihrem Beruf, dann ist sie Altenpflegerin und Sozialpädagogin. Allerdings ist das eine sehr reduzierte Version, wie ihr Werdegang zeigen wird.

Wenn Margarita Nurja auf die letzten 40 Jahre zurückblickt, sagt sie: „Eigentlich wollte ich nichts anderes, als Altenpflegerin sein. Doch es ergaben sich ständig neue Chancen, weil die Diakonie mich im Blick hatte und mir vieles ermöglichte. Und mein Studium machte die ganze Entwicklung rund. Heute bin ich Einrichtungsleiterin, blicke zurück und sehe, dass alles seinen Sinn hatte.“ Doch langsam und von Anfang an:
Vor 40 Jahren begann Frau Nurja eine Ausbildung zur Krankenschwester. Als sie schwanger wurde, brach sie ein halbes Jahr vor der Prüfung die Ausbildung ab. „Das war sehr bitter“, sagt Frau Nurja rückblickend. Als ihr Sohn in die siebte Klasse kam, bewarb sich Frau Nurja mit 35 Jahren auf eine feste Anstellung in der Altenpflege – und gleichzeitig um einen Studienplatz der Sozialpädagogik. „Plötzlich hatte ich sowohl einen Arbeitsvertrag in der Tasche als auch eine Zusage für ein Studium“, berichtet sie. 1995 machte sie eine Krankenvertretung im Hermann-Radtke-Haus, zunächst halbtags. Anfangs dachte Margarita Nurja noch, dass sie sich mit dem Nebenjob ihr Studium finanzieren würde. Dann nahm sie das Angebot des Arbeitgebers an, Stunden aufzustocken – und Studieren wurde zur Nebensache. „Das Studium habe ich durchgezogen und beendet. Auch, wenn es eine anstrengende Zeit war, war es mir wichtig, den Abschluss in der Tasche zu haben“, berichtet Frau Nurja.

Immer weiter…

Doch die Tätigkeit als Pflegekraft reichte ihr nicht aus, so dass sie ein Jahr später eine berufsbegleitende Ausbildung zur Pflegefachkraft in der Altenpflege absolvierte und erfolgreich abschloss. Kurz nach Beendigung ihrer Ausbildung bot ihr das Hermann-Radtke-Haus eine Stelle als Wohnbereichsleitung an. Ein Jahr später, da war Frau Nurja bereits 53 Jahre alt, machte sie eine Weiterbildung zur leitenden Pflegefachkraft und wurde dann stellvertretende Pflegedienstleiterin im Haus. „Ausbildung liegt mir sehr am Herzen“, sagt sie und wurde zwischendurch noch Praxisanleiterin.

Während andere sich mit 57 Jahren gedanklich mit dem Rentnerdasein befassen, startete Frau Nurja weiter durch und wechselte Mitte 2016 als stellvertretende Einrichtungsleiterin ins Pflegezentrum Sonnenallee. Seit einem Jahr ist sie dort Einrichtungsleiterin. „Mein Ziel war es nicht, Menschen zu führen, sondern mit Menschen Dinge zu bewegen“, erklärt sie ihre Einstellung zu Führung.
Teams bestehen aus Individuen, und jeder benötigt etwas anderes von seiner Leitungskraft. Doch zwei Dinge, so Frau Nurja, braucht jeder: Unterstützung – sie nennt es Coaching -  und die Möglichkeit, sich zu beteiligen. „Mir war immer wichtig, dass man sich da, wo ich Verantwortung trage, wohlfühlt und gerne miteinander arbeitet und dass die Kolleginnen und Kollegen mitdenken

„Ich fühle mich gut aufgehoben“

Frau Nurja sagt über ihren Arbeitgeber: „Ich habe Ansprechpartner und Unterstützung und fühle mich gut aufgehoben. Außerdem bewegt die Diakonie-Pflege Simeon viel, insbesondere durch so ein Projekt „Was Pflegteams stark macht!“ Es fördert die Beteiligung der Mitarbeitenden, entwickelt Konzepte für gutes Ankommen von neuen Mitarbeitenden und beflügelt unser Ausbildungskonzept.

Schritt für Schritt ins Diakonische

Heute ist eine ihrer zahlreichen Aufgaben, das Wort Diakonie im Pflegezentrum mit Leben zu füllen, denn: „Das Pflegezentrum Sonnenallee gehörte einem privaten Träger und hatte keine christliche Tradition, bevor es von der Diakonie übernommen wurde.“ So bietet das Haus mittlerweile einen Gottesdienst für Menschen mit Demenz an. „Wir möchten die Kirche ins Haus holen, ohne bei unseren Mitarbeitenden den Eindruck zu erwecken, dass ihnen nun der Glauben übergestülpt wird“, sagt Frau Nurja. Denn dort arbeiten viele Menschen, die keiner Religion angehören.  „Wir versuchen erst einmal, Diakonie über ein wertschätzendes Miteinander und über unser soziales Engagement zu leben. Mehr Freiheit, mehr Mitbestimmung, aber auch mehr Verantwortung.“ Ergänzend sagt Frau Nurja: „Da, wo Diakonie drauf steht, soll auch Diakonie drin sein.“

Kraftquelle Familie

Für ihren Weg braucht sie viel Kraft, und die schöpft Margarita Nurja aus ihrer verständnisvollen Familie. Ihr Lebenspartner, mit dem sie seit 40 Jahren zusammen ist, war und ist ihr bester Begleiter und Bestärker. Doch das allein reicht nicht: „Ich habe in den letzten Jahren gelernt zuhause abzuschalten. Ich lese gerne, weil meine Gedanken dann ganz woanders sind.“ Große Freude machen ihr und ihrem Partner Bewegung, Essen gehen und kein Stress im privaten Bereich. Apropos Bewegung: Margarita Nurja gründete übrigens 1980 den Fußballverein „FC Internationale Tempelhof-Schöneberg“ und trommelte die ersten zwei Jugendmannschaften zusammen. Was sie anpackt, das gelingt, und so ist es nicht verwunderlich, dass der Verein mit einem Integrationspreis ausgezeichnet wurde. Doch das ist nochmal eine ganz andere, lange Geschichte…

Familienfreundlichkeit in der Pflege

Wenn aus einem Spagat eine gute Balance wird…

„Wie schaffst du das eigentlich alles?“, wird Andrea Marynowski häufig gefragt. Denn ihre Tätigkeit in der Pflege, vier Kinder, Ehemann und Haushalt sind ganz schön herausfordernd. Dank der Unterstützung ihres Arbeitgebers und einer guten Planung bekommt sie das alles unter einen Hut.

Seit rund eineinhalb Jahren arbeitet Andrea Marynowski (44) als Pflegekraft im Haus Simeon. „Meine vorherige Tätigkeit im Kundenservice-Bereich war mir zu eintönig. Ich wollte gerne mit Menschen arbeiten“, berichtet sie. Mahnwesen, Rechnungswesen, nöhlende Kunden standen auf der beruflichen Tagesordnung. „Das wollte ich nicht mehr. Eines Tages kam der Punkt, an dem ich mir sagte: Jetzt machst du mal was anderes‘.“

Schlüsselerlebnis: Liebe und Fürsorge

Ein Schlüsselerlebnis öffnete ihr die Augen und stellte die Weichen für ihre neue Berufswahl.  Als ihre Großmutter im Pflegeheim wohnte, erlebte die heute 44-Jährige die Liebe und Fürsorge der Pflegekräfte hautnah.  „Da kam bei mir der erste Gedanke auf, dass die Pflege alter und kranker Menschen etwas für mich wäre“, sagt sie rückblickend. Als ihr Sohn drei Jahre alt war, fing sie als Pflegekraft im Haus Simeon an. Unterstützung erhält die Mutter von vier Kindern von ihren Eltern, die auch mal einspringen und sich um die kleineren Kinder kümmern.  Außerdem gehören eine ordentliche Portion Planung und Organisation dazu, dass Familie, Haushalt und Hobbies nicht zu kurz kommen. Doch das ist noch lange nicht alles.

Familienfreundlicher Arbeitgeber

Andrea Marynowskis Mann arbeitet im Drei-Schicht-System. Würde sie ebenfalls in mehreren Schichten arbeiten, dann wäre das kaum noch mit ihrem Familienleben vereinbar. Und hier kommt ihr Arbeitgeber ins Spiel: Das Haus Simeon ermöglicht es ihr, ausschließlich im Frühdienst zu arbeiten, so dass sie ihr jüngstes Kind pünktlich von der Kita abholen kann. Wichtig ist, dass das Team über die Regelung informiert ist und das mitträgt, denn: Nur, wenn alle an einem Strang ziehen, kann Familienfreundlichkeit gelingen. Ganz selten muss sie einspringen und eine andere Schicht übernehmen. Dank einer frühzeitigen Dienstplangestaltung lässt sich die Betreuung der Kinder vorausschauend planen und organisieren: „Sollte sich mein Dienst mal mit der Schicht meines Mannes überschneiden, dann springen Oma und Opa ein“, erklärt sie. Und falls mal alle Stricke reißen sollten – beispielsweise wenn Kita oder Schule ausfallen –, kann sie ihre Kinder auch mit zum Dienst nehmen. „Meine ältere Tochter hat mit den Bewohnerinnen und Bewohnern schon mal ‚Mensch ärgere dich nicht‘ gespielt“, berichtet sie.

Ruheinsel

In ihrem jetzigen Job hat Andrea Marynowski ihre Berufung gefunden und sagt: „Natürlich ist es stressig, das alles unter einen Hut zu bekommen. Aber in meinem neuen Job gehe ich auf, da kann ich meine Persönlichkeit einbringen. Außerdem wird bei uns Teamgeist und Familienfreundlichkeit gelebt. Und dann fühlt sich das alles schon viel besser an.“ Und schlechte Laune kann man in dem Beruf sowieso nicht gebrauchen – dann ist man fehl am Platz.

Auf die Frage, woraus das Organisationstalent die Kraft für all das zieht, sagt Frau Marynowski: „Die hole ich mir Zuhause, wenn ich abschalten kann: ein Buch lesen, Musik hören.“  Ihr Lebensmotto lautet übrigens: „Lebe, liebe, lache“ – Mit dieser Einstellung und all der Unterstützung wird aus dem Spagat eine angenehme Balance.

Vielfalt in der Pflege

Empathie ist keine Frage der Sprachkenntnisse

Ein gutes Beispiel dafür ist Nopadol Thomas. Mit seiner besonderen Art baut er Brücken zu den Bewohnerinnen und Bewohnern.

Wer im Hotel tätig war, bringt vieles mit, was im Pflegeberuf ganz wichtig ist: Höflichkeit, eine gute Mischung aus Zurückhaltung und Präsenz - und vor allem ein Lächeln auf den Lippen. So ist es auch bei Nopadol Thomas, der seit etwas mehr als drei Jahren als Pflegekraft im Hermann-Radtke-Haus arbeitet und das Haus mit seinem strahlenden Wesen bereichert.

Ruhig, besonnen, gründlich

Der 43-jährige Herr Thomas kommt ursprünglich aus Thailand, wo er als Hotelfachkraft tätig war. Als sein Chef das Hotel aufgab half ihm ein Freund dabei, in Deutschland Fuß zu fassen. „Ich wollte eine neue Kultur kennenlernen“, sagt  er. In Berlin bekam er einen Praktikumsplatz in einem Haus der Diakonie und absolvierte berufsbegleitend einen Sprachkurs „Deutsch für den Beruf“.  Dann wechselte er ins Hermann-Radtke-Haus, wo er weitere Erfahrungen sammelte. „Nach dem Praktikum habe ich einen Anstellungsvertrag als Pflegekraft bekommen. Das war im September 2015“, erinnert sich  Herr Thomas  stolz.  „Wir haben damals sein Potenzial erkannt und wollten ihn unbedingt bei uns behalten. Herrn Thomas  zeichnet aus, dass er seine Arbeit sehr gut macht. Er sorgt für eine genaue  Übergabe und versucht immer, auf die Bedürfnisse der Bewohnerinnen und Bewohner einzugehen“, sagt seine Wohnbereichsleiterin Frau Schumacher über ihn. Herr Thomas redet nicht lang - er ist ein Macher!

Der Brückenbauer

„Viele Bewohner verstehen mich, auch wenn ich nicht so gut Deutsch spreche“, sagt Nopadol Thomas über sich. Eine seiner großen Stärken ist die nonverbale Kommunikation, gerade in der Pflege von Menschen mit Demenz kommt es auf die Beziehung zwischen Pflegekraft und Pflegebedürftigen an. Herr Thomas gibt ihnen das Gefühl gehört, verstanden und als Person anerkannt zu sein. Er sorgt für die richtige Balance zwischen Sicherheit geben und Selbstbestimmung fördern. Durch seine wertschätzende Art kommuniziert er auf Augenhöhe mit den Menschen.

Das kann auch Frau Siebert, Bewohnerin und Vorsitzende im Heimbeirat  des Hermann-Radtke-Hauses  bestätigen. „Ich fühle mich bei ihm gut aufgehoben. Er hat ein strahlendes Wesen, ist sehr freundlich und hat einen guten Blick für das Wesentliche. Er ist einfach da, wenn ich ihn brauche – und da sind gar nicht viele Worte nötig. Wir verstehen uns auch so.“

Andere Kulturen bereichern die Pflege

Aus seiner Kultur bringt er eine besondere Haltung zur Pflege und Respekt gegenüber älteren und kranken Menschen mit. Im gemeinsamen täglichen Austausch und bei Fallbesprechungen ist diese Haltung für das Team sehr bereichernd.

Pflege in einem Heim für betagte Menschen gibt es in Thailand nicht. „Bei uns werden die Großeltern von ihren Familien gepflegt. Da gibt es gar keine Altenheime“, berichtet Herr Thomas. Auch wenn er sich mit den Bewohner*innen auch ohne viele Worte versteht, will Herr Thomas an seinen Deutschkenntnissen weiter arbeiten, um vielleicht irgendwann eine Ausbildung zur Pflegefachkraft zu beginnen.

 

Weiterbildung in der Pflege

Gut qualifiziert und nah am Menschen

Marco Kohlmann über Pflege, Entwicklungsmöglichkeiten und Teamgeist

Ein freiwilliges Soziales Jahr brachte bei Marco Kohlmann den Stein für seine berufliche Laufbahn ins Rollen. „Ich war damals in einer Findungsphase und wusste nicht so recht, wo es für mich hingehen sollte. Meine Mutter ist gelernte Krankenschwester und bestärkte mich darin, mal in die Pflege reinzuschnuppern. Sie empfahl mir das FSJ. Das habe ich dann gemacht, sogar 1,5 Jahre lang. Für die Pflege der hilfebedürftigen Menschen da zu sein hat mir sehr gefallen“, berichtet Marco Kohlmann. Nach dem Freiwilligen Sozialen Jahr absolvierte er einen Pflegebasiskurs und bewarb sich dann bei verschiedenen Trägern als Pflegekraft. Wichtig waren ihm Wohnortnähe und eine gute Arbeitsatmosphäre. „Im Erich-Raddatz-Haus habe ich dann beides gefunden. Nach einem Probetag wusste ich: Hier möchte ich bleiben. Und an dem guten Arbeitsklima hat sich bis heute nichts geändert. Hier wird Teamgeist gelebt“, sagt er. „Außerdem hat mir der Umgang der Leitungskräfte mit den Mitarbeitenden und der Zusammenhalt unter den Kollegen gut gefallen. Hier fühle ich mich nach wie vor sehr gut aufgehoben“, sagt Herr Kohlmann.

Sich weiterentwickeln und nah an den Bewohner*innen bleiben

2009, im Alter von 22 Jahren, entschied sich Marco Kohlmann für eine berufsbegleitende Ausbildung zur Pflegefachkraft. Die Gründe beschreibt er so: „Ich wollte weiterkommen, und eine richtige Ausbildung ist besser als ein Basiskurs. Gerne hätte ich schon früher damit begonnen, aber ich musste noch auf einen freien  Ausbildungsplatz warten.“  Die Arbeit mit Menschen macht ihm so viel Freude, dass Marco Kohlmann sich heute gar nichts anderes mehr vorstellen kann. Ihm ist die „Arbeit an der Basis“ wichtig, wie der 32-Jährige sagt.  Wenn er ein Bild von seiner Tätigkeit als Pflegefachkraft malen würde, dann wäre das ein Mensch mit ganz vielen Armen, der gleichzeitig vieles tun und bewirken kann. Er möchte gerne nah an den Bewohnerinnen und Bewohnern sein und ihnen seine volle Arbeitskraft widmen. Daher zögerte Herr Kohlmann zunächst, als seine Wohnbereichsleiterin Frau Rose ihm die Position als stellvertretender Wohnbereichsleiter anbot: „Eigentlich wollte ich das gar nicht, denn ich hatte die Befürchtung, mich vom Bewohner wegzubewegen und nur noch Dienstpläne zu gestalten und zu koordinieren.  Zum Glück kam es anders: Ich bin neben den administrativen Aufgaben  auch ein festes Mitglied in der Pflege.“

Vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten

In der direkten Pflege am Menschen tätig zu sein und sich beruflich weiterzuentwickeln, auch dafür gibt es vielfältige Möglichkeiten in der Diakonie-Pflege Simeon, beispielsweise durch eine Spezialisierung in den Bereichen Wundmanagement, Praxisanleitung oder wie Herr Kohlmann als Moderator für die QBA. QBA bedeutet  “Qualifizierungsbedarfsanalyse“. Während einer Team QBA können die Pflegekräfte eines Wohnbereiches ihre Kompetenzen zu verschiedenen alltäglichen Aufgaben in einem ungestörten Rahmen selbst einschätzen. Das fördert nicht nur die Kommunikation, sondern zeigt auch auf, wo das Team steht und ob es möglicherweise Schulungsbedarf gibt. Die zukünftigen Moderator*innen wurden gut auf ihre Rolle vorbereitet und erlernten „Spielregeln“  zum Umgang mit den möglichen Situationen.

Vor seiner ersten QBA hatte Marco Kohlmann „großes Muffensausen“, sagt er rückblickend. „Zuerst dachte ich, dass ich nicht der Richtige dafür bin, weil ich die QBA mit Kollegen eines anderen Wohnbereichs durchführen sollte, deren Arbeit ich gar nicht beurteilen konnte. In der Schulung habe ich jedoch gelernt, dass meine Rolle nicht die ist, zu bewerten oder zu beurteilen. Ich bin der Moderator. Das hat mir geholfen, meine Angst zu überwinden.  Im Nachhinein war es gut und hat Spaß gemacht. Das Tolle war, dass sich alle Kolleginnen und Kollegen richtig gut darauf eingelassen haben.“

Doch nicht nur die QBA gefällt Marco Kohlmann als Angebot seines Arbeitgebers gut. Im Rahmen von „Was Pflegeteams stark macht!“ wurde unter der Überschrift „Komm gut an!“ ein Konzept zur Ankommenskultur neuer Mitarbeitender entwickelt. Dabei stehen in jeder Einrichtung erfahrene Pflegekräfte neuen Kolleginnen und Kollegen als Wegbegleiter zur Seite. „Die Paten fühlen sich in ihrer verantwortlichen Rolle gut und ernst genommen. Für die neuen Kolleginnen und Kollegen sind sie feste Ansprechpartner, geben Orientierung und stehen für Fragen zur Verfügung.  So kommt man schneller und besser im Team an.“

Trau dich!

Auf die Frage, wo er sich in fünf Jahren sieht, antwortet Marco Kohlmann lächelnd: „Ich hoffe, dass ich auch dann noch hier arbeite. Die Mitarbeitenden im Haus sind klasse, hier herrscht eine gute Stimmung. Man achtet aufeinander. Das ist schon etwas ganz Besonderes. Die Diakonie-Pflege Simeon  ist ein sehr sozial eingestellter Arbeitgeber.“ Menschen, die sich unsicher sind, ob sie ihr Glück in der Pflege finden könnten, ermutigt Herr Kohlmann so: „Trau dich! Überleg nicht lange.“

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